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Kunst und Wissenschaft

Bevor ich vor 5 Jahren an der Angewandten angefangen habe, hatte ich oft den Eindruck, dass Kunst und Nachhaltigkeit keine wirklichen Freunde sind. Anders als vor 40 oder 50 Jahren, als Künstler:innen und intellektuelle einen wesentlichen Anteil am gesellschaftlichen Wandel hatten. So hat sich Bruno Kreisky als Bundeskanzler der ersten fortschrittlichen Regierung in Österreich (ebenso wie zum Beispiel Willy Brandt in Deutschland) immer mit Künstler:innen und Intellektuellen umgeben.

Ich erinnere mich an die großen Friedens-Demonstrationen Anfang der 1980er Jahre, wo die großen Kundgebungen mit 100 tausenden Menschen immer auch von Konzerten namhafter Musike:rinnen begleitet waren. Und dann natürlich die Besetzung der Wiener Arena, bei der Künstler:innen ebenso wie die politisch engagierte Zivilgesellschaft die Grundlagen dafür legten, was heute noch Bestand hat (etwa die Gründung der Wiener Stadtzeitung Falter). (Heute gibt es sowas immerhin noch beim Südwind-Straßenfest, das grade wieder im Alten AKH läuft.)

Jetzt, 2024, ist das anders. Seit mehr als 5 Jahren bin ich jetzt an der Angewandten – zunächst im UniNEtZ-Projekt und jetzt (nach meinem beruflichen Ausflug ins Salzkammergut) im Projekt SDG.visionpath, das mich zuletzt nach Pontevedra geführt hat. In beiden Projekten spielt die Kunst eine wichtige Rolle – nicht zur Behübschung, sondern zur Aktivierung neuer Ideen! Auch bei unserer Club-of-Rome Veranstaltung Culture is/as/for Change haben wir uns damit beschäftigt.

In der Zwischenzeit ist das Thema Kunst aus dem Nachhaltigkeitsdiskurs nicht mehr weg zu denken. Kaum eine Veranstaltung kommt ohne sie aus. Etwa bei der Wiener Beyond Growth-Konferenz aber auch bei ESEE/degrowth 2024 in Pontevedra, wo im Rahmen eines „social event“ ein Wandbild für eine erträumte Zukunft entstand. Und auch zum „Protestival“ anlässlich des world degrowth day.
Wenn – wie diese Woche – wieder an der Angewandten der Abschluss eines Studienjahres gefeiert wurde, spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Und privat war es für mich immer schon ein Thema. Vor 2 Jahren habe ich dan beim Wellbeing-Summit in Bilbao Barbara Bulc kennen gelernt, mit der wir vor kurzem schon die dritte Zusammenkunft zum Thema Futures of Communities – passender weise im Aktivismuscamp der Klimabienale – abgehalten haben. Jetzt hat mich Barbara in den Vorstand ihres SDG-Colab berufen, mit dem sie in Cluj und demnächst anderen Städten wirklich bahnbrechende und gleichzeitig langfristig angelegte Projekte initiiert hat.

Was Barbara und mich verbindet, ist der Wunsch, mit unserer Arbeit ganz konkret zu einer Verbesserung der Welt beizutragen. Das ist nicht unbedingt eine Aufgabe der Kunst – aber Kunst gibt uns Möglichkeiten. So haben wir neulich in Salzburg mit Studierenden am Mozarteum getestet, ob sich Songwriting dazu eignet, das Herz für alternative Zukünfte zu öffnen. Die wissenschaftlichen Erkenntisse daraus sind vielversprechend, meint die Projektleiterin Meike Bukowski von der Uni Salzburg.

Gemeinsam mit Simona Koch und Daniel Grazer haben wir beim Aktivismuscamp der ersten Wiener Klima Biennale unser drittes Meeting der Initiative Futures of Communities veranstaltet. Ebenfalls im Rahmen der Klimabiennale hatder Künstler Oliver Hangl gemeinsam mit meinem Freund und Stamm*Tisch-Kollegen Reinhard Hubmann von SIEMENS und Christian Strasser von Pet2Pet sein Projekt „Plastic People Dilemma“ präsentiert. 

Und nicht zufällig werden wir den Bericht Earth4All Austria im Rahmen der Klima Biennale erstmals der Öffentlichkeit vorstellen. Über all das wird noch mehr zu berichten sein.

PS: Siehe auch http://archivfritz.hinterberger.com/2021/07/04/feste-feiern/ und http://archivfritz.hinterberger.com/2021/06/13/la-rivoluzione-siamo-noi/.

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