In den vergangenen Jahrzehnten schien es, als würde das Thema „Nachhaltigkeit“ unaufhaltsam an Bedeutung gewinnen. Unternehmen, Politik und viele Menschen haben ihre Bemühungen zum Schutz der Umwelt und zur Schonung der Ressourcen verstärkt. Auch wenn der Bericht ‚Earth4All‘ des Club of Rome das Erreichte zu Recht als „zu wenig und zu spät“ bezeichnete, waren die Fortschritte doch bemerkenswert. Beispiele sind der europäische Green Deal und die Emissionsreduktion Österreichs in der vergangenen Legislaturperiode.
2024 hat sich der Wind gedreht. Nicht nur ist der Weg zu einer nachhaltigeren Entwicklung in vielerlei Hinsicht umgekehrt worden. Auch viele andere soziale und demokratische Errungenschaften werden rückgängig gemacht: Freiheiten werden eingeschränkt, Umweltschutz reduziert, Sozialleistungen gekürzt, Wohlstand und Frieden als unrealistische oberste Prioritäten fallen gelassen. Stattdessen rüstet Europa massiv auf – und das nicht nur aus militärischen Gründen. „Wachstum durch Aufrüstung“ lautet plötzlich die Perspektive, während die Demokratie zunehmend gefährdet ist.
Der Earth4All-Bericht des Club of Rome hatte fünf systemische „Kehrtwenden“ identifiziert, die notwendig sind, um eine gerechte und nachhaltige globale Zukunft zu gewährleisten. Diese Kehrtwenden sind heute notwendiger denn je und müssen die Ursachen und die Eskalation von Ressourcenkonflikten widerspiegeln. Ressourcenkonflikte sind Auseinandersetzungen über den Zugang, die Kontrolle und die Nutzung natürlicher Ressourcen – von Energie (Öl, Gas, Seltene Erden) über Wasser und Land bis hin zu Nahrungsmitteln und Mineralien.
Solche Konflikte werden durch geopolitische Ungleichheiten verschärft und eskalieren nicht selten zu bewaffneter Gewalt, insbesondere wenn sie mit historischen Missständen, Armut und schwacher Regierungsführung verflochten sind. Die Vorteile und Lasten der Rohstoffgewinnung sind jedoch äußerst ungleich verteilt. In den Ländern, in denen die meisten Rohstoffe gewonnen werden, werden dabei nur wenige Arbeitsplätze geschaffen und die Wertschöpfung zumeist in diejenigen Länder verschoben, in denen die Ressourcen weiterverarbeitet werden und letztlich Wohlstand produzieren.
So wird die Aufrüstung zunehmend auch gerechtfertigt, um an die für uns wichtigen Rohstoffe zu kommen. Konflikte und Kriege zerstören aber den meist noch geringen Wohlstand und das Wohlergehen der Menschen dort, wo die Rohstoffe gefördert oder geerntet werden. Sie schädigen Gesundheit und Leben und auch den Sinn für Zusammenhalt in und zwischen den Gesellschaften.
Darauf weist auch Lewis Akenij in einem Video hin, mit dem die neu geschaffene „Task Force“ des Club of Rome „on materials and consumption to drive sustainable resource use“, an der ich seit einigen Monaten mitwirken darf, der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
An diesem Wochenende muss/darf ich die zweite Fassung meines Abstracts für meinen Beitrag zu diesem neuen Bericht an den Club of Rome an die Gruppe schicken.
Im Kern geht es mir darum, dass alles, was unter dem Begriff der Nachhaltikeit wichtig ist:
- Ressourcenziele,
- ökologisch wahre Preise,
- Effizienz, Suffizienz und Konsistenz
- Kreislaufwirtschaft
aber eben auch die 5 Kehrtwenden von Earth4All:
- Armutsreduktion
- Ungleichheiten vermeiden
- Ernährungswende
- Energiewende und
- Governance
auch und erst recht gilt, wenn es darum geht, die Gefahr regionaler und globaler Ressourcenkonflikte zu verringern.
Die Befunde über die Rückschritte erschüttern angesichts der Dringlichkeiten. Vielleicht fällt es dem überwiegenden Teil der Menschen weltweit schwer, diese Dringlichkeit anzuerkennen.
In diesem Kontext sind so manche Reaktionen der internationalen Presse auf das Unglück in der Schweiz interessant. Zunemend erkennen Menschen einen Zusammenhang zwischen dem Menschen gemachten Klimawandel und solchen Katastrophen.
https://www.srf.ch/news/schweiz/internationale-presseberichte-die-welt-realisiert-das-ausmass-der-katastrophe-im-wallis