Ich erinnere mich noch gut an die mediale Berichterstattung über die „Schlussakte von Helsinki„. Ich war gerade einmal 15 am Übergang von der Unter- in die Oberstufe am Gymnasium. Es ging um ein „wichtiges Abkommen des Kalten Krieges, das von 35 Staaten (Ost und West) unterzeichnet wurde und die Entspannungspolitik festigte, indem es die Unverletzlichkeit von Grenzen, die friedliche Streitbeilegung und die Achtung der Menschenrechte betonte, was den Weg für die spätere OSZE ebnete“, belehrt mich heute, 50 Jahre später, die sogenannte „KI“ von Google. Das stimmt auch ungefähr mit meiner Erinnerung oder dem, was sich seither darüber gehört habe, überein. Ich habe darauf schon in einem früheren Beitrag einmal hingewiesen.
Die „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (KSZE) war ein Aufbruch in eine Zeit der „Entspannung“ mit einer wechselvollen Geschichte, mehrerer „Abrüstungsgipfel“ zwischen Ost und West, zwei davon auch in Wien, einer großen Freidensbewegung, die auch in Wien mehr als 100.000 Menschen auf die Straße brachte.
Gestern und heute trafen sich die Außenminister:innen aller inzwischen 57 Partnerländer in Wien, wo die daraus entstandene Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) heute ihren Sitz hat, zu ihrer Jubiläumsversammlug. Nur die aus Russland und den USA fehlten. Gerade die aus den USA und Russland fehlen. Leider!
Wie bei solchen Events üblich, traf sich auch die Zivilgesellschaft aus vielen OSZE-Ländern zu diesem Jubiläum. Friedensgruppen vor allem aus dem europäischen Norden und dem ehemaligen Ostblock. Gastgeber:in war hier das österreichische Friedensbündnis AbFaNG.





Tord Björk (Nordic Peace Alliance), Igor Romanschuk (Postsowjet Left), Hans Hedrich (World Beyond War Romania) und Peter Degischer (AbFaNG) am 3.12.2025 in der Wiener Blumenfabrik..
Gemeinsam haben wir dabei einen „Appeal for a Dialogue for Peace within the OSCE“ verfasst. Darin fordern wir unter anderem, das Instrument eines Court of Conciliation and Arbitration für eine Beendigung des Krieges in der Ukraine zu nutzen, ein Instrument, über das die OSZE seit vielen Jahren verfügt, das aber noch nie zum Einsatz gekommen ist. Kriege brechen nicht aus, sie werden geplant, sagt Karl-Markus Gauss, während er durch Mostar schlendert im Film „Schlendern ist mein Metier“. Das gilt wohl noch mehr für den Frieden.
Und wir erwähnen darin unter anderm auch die Notwendigkeit, Nachhaltigkeit und Frieden systemisch miteinander zu verknüpfen. Mehr dazu schreibt Gerhard Kofler auf der AbFaNG-Seite https://abfang.org/osze-konferenz/.
Die Deklaration ging noch in der Nacht an die Botschafter:innen aller 40 Länder. Und gestern früh stand dann eine kleine, feine Gruppe von (leider nur männlichen) Aktivisten (höheren Alters) vor dem Burgtor, um die Delegationen bei ihrer Einfahrt zu empfangen.








Wir müssen mehr, jünger, weiblicher und diverser werden! Dafür ist es noch nicht zu spät. Immerhin erreicht uns heute ein Bericht von einer sich formierenden Jugendbewegung gegen die geplante neue Wehrpflicht in Deutschland: https://www.nachdenkseiten.de/?p=142673. Danke, Peter Weish, für diesen Hinweis. „‚Longing for Peace‘ darf niemals als Spinnerei abgekanzelt werden!“, schrieb uns in diesem Zusammenhang auch Verena Winiwarter, während wir uns auf diese Tage vorbereitet haben.
Und wenn Ihr gerne (wieder einmal) direkt mit ihr ins Gespräch kommen möchtet: am Dienstag, 9. Dezember 2025, lädt die FRIEDENSINITIATIVE 22 und der ÖSTERREICHISCHE FRIEDENSRAT um 19 Uhr zu einem VORTRAGSABEND mit ihr zum Thema
WEGE VOM KRIEG ZUM FRIEDEN: Hindernislauf in zerstörten Ökosystemen
Verena Winiwarter ist Umwelthistorikerin und Professorin am Institut für Soziale Ökologie an der Universität für Bodenkultur in Wien und Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Ort: Donaucitykirche, Donaucitystrasse 2, 1220 Wien (U1 Kaisermühlen, VIC) Zugang zum Pfarrzentrum hinter der Busstation. Beginn: 19 Uhr.