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Eine Erde für alle in Zeiten von Kriegen?

Vor einem Jahr haben wir den Bericht „Earth4All Austria“ veröffentlicht. Auch wenn der der Club of Rome die Bemühungen für eine „Erde für alle“ zu Recht als „zu wenig und zu spät” bezeichnete, sind die Fortschritte der letzten Jahrzehnte doch bemerkenswert.

Aber in den letzten 12 Monaten hat sich der Wind gedreht. Soziale und demokratische Errungenschaften stehen unter Druck: Freiheiten werden eingeschränkt, der Umweltschutz reduziert, Sozialleistungen gekürzt, Wohlbefinden und Frieden als unrealistische Prioritäten fallen gelassen. 

„Wellbeing“ erfordert Freiheit zur persönlichen Entfaltung, eine gesunde Umwelt, gerechte Verteilung des materiellen Wohlstands und ein Leben in Frieden und Zusammenhalt. Der Earth4All-Bericht hatte dafür  fünf systemische „Kehrtwenden“ identifiziert, die notwendig sind, um eine gerechte und global nachhaltige Zukunft zu gewährleisten. Diese sind angesichts der weltweiten Eskalation von Ressourcenkonflikten notwendiger denn je. Denn die Gewinne und Kosten der Rohstoffgewinnung sind extrem ungleich verteilt. 

Ressourcenkonflikte beziehen sich auf den Zugang, die Kontrolle und die Nutzung natürlicher Ressourcen – von Energie (Öl, Gas, Seltene Erden) über Wasser und Land bis hin zu Nahrungsmitteln und Mineralien auf lokaler, regionaler und geopolitischer Ebene. Diese Konflikte werden oft durch geopolitische Ungleichheiten verschärft und können zu bewaffneter Gewalt eskalieren, insbesondere wenn sie mit historischen Missständen, Armut und schwachen Regierungen verbunden sind. 

Konflikte und Kriege zerstören den Wohlstand und das Wohlergehen der Menschen, ihre Gesundheit, ihr Vermögen und auch ihren Sinn für Zusammenhalt. Aus dieser Perspektive sind bewaffnete Konflikte einerseits und die Notwendigkeit, weniger natürliche Ressourcen zu verbrauchen, eng miteinander verflochten. Sie müssen daher auch gemeinsam angegangen werden. Der Frieden auf unserem Planeten und ein regeneratives Leben sind zwei Seiten derselben Medaille.

Dass die Rüstungsindustrie (wieder) als Wachstumsmotor angesehen wird in einer Welt, in der Wirtschaftswachstum langfristig zurück geht, bringt uns zurück zum Hauptanliegen des Berichts „Die Grenzen des Wachstums“. Wenn wir diese Grenzen ernst nehmen, wird Wachstumsdrang zum Konfliktfaktor! 

Die staatlichen Ausgaben und der damit verbundene Ressourcenverbrauch für militärische Zwecke konkurrieren mit den zivilen Ausgaben für den Konsum sowie mit Investitionen in zivile Infrastrukturen und andere Zukunftsthemen, von denen viele in Earth4All als notwendige Veränderungen beschrieben wurden, die als „Hebel“ für die Kehrtwenden beschreiben wurden, um das zu erreichen, was als „Riesensprung“ bezeichnet wird. 

Aber genau diese Kehrtwenden können dazu beitragen, lokale, regionale und geopolitische Konflikte zu verringern, wenn nicht sogar zu verhindern. Dazu braucht es aus meiner Sicht zusätzlich zu den bisherigen Anstrengungen (mindestens) 

1)    alternative Methoden der Konfliktlösung, einschließlich neuer Instrumente der globalen Governance, wie beispielsweise faire Rohstoffabkommen 

2)    die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs, Dematerialisierung des Konsums und Kreislaufwirtschaft sowie nachhaltigen Bergbau im Globalen Norden

und dafür brauchen wir eine starke internationale sozial-ökologische Friedensbewegung. Darum geht es jetzt.

Weiterlesen:

https://fritz.hinterberger.com/keine-nachhaltigkeit-ohne-frieden-und-kein-frieden-ohne-nachhaltigkeit/

https://fritz.hinterberger.com/category/frieden/

https://fritz.hinterberger.com/category/ressourcen/

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