„Stell Dir vor es ist Weltkrieg – und keiner merkt’s“, schreibt Martin Staudinger gerade im Falter.maily. Mit historischen Analogien (1942!) und dem Verweis auf einen israelischen Historiker, der meint, „dass wir das gar nicht realisieren, obwohl wir bereits mittendrin sind“ (Falter) – und zwar nicht heute sondern schon vor mehr als einem Jahr!
Und vielleicht ist es noch schlimmer. „We make up stories“ um das amerikanische Machstreben zu rechtfertigen sagt der Columbia-Ökonom Jeffrey Sachs zu Tucker Carlson (1,2 Mio. Aufrufe in den letzten 10 Tagen) mit weiteren historischen Vergleichen aus den letzten Jahrhunderten. “We must be the unrivalled No 1” sagt er über die Ziele des militärisch-industriellen Komplexes der USA. Und: „we are closer to a nuclear war than at any time“. Leider hat er vor 10 Tagen noch geglaubt (gehofft?), Trump würde den Iran nicht bombardieren lassen.
Heute wissen wir es besser. Und wir werden sehen, wie Moskau und Peking darauf reagieren. „The only risk is a nuclear war. Stay clear of a nuclear war!” lautet sein Rat an Donald Trump, der definitiv nicht auf ihn hören wird. Derweil hat sich die Nato darauf geeinigt, ihre Ausgaben für Rüstung auf 5% des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Was für ein Wahnsinn!
Die nukleare Gefahr bestätigt übrigens auch das gerade erschienene Jahrbuch des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI. Ich habe mir vorgenommen, zu diesen Themen ein „Tagebuch“ zu schreiben. Heute stelle ich mir vor, wir stehen kurz vor einem (auch von uns bemerkten) Weltkrieg – und es gibt keine Friedensbewegung. Haben wir keine? Oder seh‘ ich sie nur (noch) nicht?
Diesbezüglich haben mir die letzten Tage etwas Mut gemacht. Mit einem dreitägigen Festival im Wiener WUK hat ATTAC Österreich mit Diskussionsrunden, Workshops und Konzerten ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Seit drei Tagen bin ich jetzt auch stolzes Attac-Mitglied. Einiges gäbe es zu erzählen und ich hoffe, das in den nächsten Tagen nachzuholen. Mein persönliches Highlight war der Workshop zu Aufrüstung in Europa mit dem Friedensforscher Thomas Roithner un FriedensAttac.
Es waren doch einige Duzend Menschen im Raum, ältere und jüngere, Friedensaktivist*innen und solche, die’s noch werden wollen. Und wir MÜSSEN mehr werden. Jetzt will ich nicht sagen, dass ich mir selber sicher bin, wohin es gehen soll. Aber wir müssen uns informieren.
Dabei haben einige jüngere Teilnehmer*innen den starken Wunsch deponiert, von uns älteren zu lernen. Thomas hat ähnliches auch von der Friedenstagung in Salzburg berichtet und ich selbst habe, wie schon früher gesagt, auch bereits in anderen NGO-Zirkeln öfters die Erfahrung gemacht, dass so etwas gebraucht/gewünscht wird. Daran arbeiten wir jetzt.
Wir suchen einen Raum, wo wir das gut machen können. Es sollte keine öffentliche Veranstaltung sein – eher auf persönliche Einladung. Ich habe neulich das Wort „Teach In“ wieder gehört – von jungen Leuten! Gefällt mir gut. Einige von uns halten kurze Inputs (sagen wir 6×10 Minuten – und viel Zeit für Nachfragen und Diskussion) und stellen (online) kurze Dokumente zum Nachlesen zur Verfügung zu Themen wie die Ursachen von Kriegen Rohstoffe als Konfliktauslöser, Ressourcenverbrauch und erwartbare Schäden Rückblick auf die Friedensbewegung der 80er – vor allem aber: gangbare Alternativen. Es muss unbedingt darüber gesprochen werden, welche realistischen Alternativen zur Aufrüstung „gegen Putin“ es aktuell gibt: Neutralität, KSZE, Friedenserziehung – bis hin zu aktuellen Friedensbewegungen (wir sind nicht allein!).
Wir könnten die die Vorträge auf Video festhalten und sie online zur Verfügung stellen – vielleicht kann so etwas wie ein monatlicher Stamm*Tisch draus werden. Interessensbekundungen dafür bitte gerne unten als Kommentar.