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Un-Ruhe

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So bin ich also langsam aber unaufhaltbar auf dem Weg in den Ruhe-Stand. Ich mag den Ausdruck „Unruhestand“ nicht, von dem oft irgendwie halb-lustig gesprochen wird, wenn jemand nicht mit Pensionsantritt den beruflichen Hammer fallen lässt. Ich rede lieber vom bedingungslosen Grundeinkommen, das mir vieles ermöglichen soll, obwohl ich in Wahrheit die Bedingungen schon recht weitgehend erfüllt habe. Ich versuche mich aber – befreit von früheren Notwendigkeiten – (neu) zu orientieren… Was von dem, das ich in den letzten Jahren und Jahrzehnten gemacht habe, möchte ich weiter machen? Und wovon, wozu ich mir zuwenig Zeit genommen habe, möchte ich mehr tun. Das heraus zu finden, möchte ich mir Zeit nehmen. Aber das kann ich nicht alleine. Ich brauche dazu den Kontakt zu andern, Kontakt zur Literatur, Kunst, Kino – und zur Musik, die ich auch aktiv wieder machen möchte. Un-Ruhe, die ich vielleicht brauche um zur Ruhe zu kommen.

Und mein Termin-Kalender füllt sich wie eh und je. Das finde ich schön, weil ich gerne reise, gerne unter Menschen bin. Das ist eine Unruhe, die ich liebe – die mich paradoxerweise innerlich ruhiger mache. Aber ich möchte es mir leisten, dabei auch wählerischer zu werden. (( Übrigens: Irgendwie ist der Faden, mit dem ich meine Termine seit Jahren hier dokumentiere, am Tag meines Arm-Bruchs abgerissen. Jetzt, 9 Monate später, nehme ich ihn wieder auf. )) Am Samstag ist mir in der Südwind-Buchwelt das Buch „Europa ohne Flieger – 80 inspirierende und nachhaltige Reiseideen“ in die Hände gefallen.

https://fridaysforfuture.at

Die hier würde mir zum Beispiel gefallen:

Un-Ruhe kommt auch aus anderen Gründen auf. Die vor uns stehenden Wahlen zum Beispiel. Die in Österreich – und och mehr die in den USA. In Österreich beteilige ich mich an der Initiative „Versprechen für die Republik„, die sich dafür einsetzt, dass eine bestimmte Partei nicht in die Regierung aufgenommen wird. Kandidat:innen zum Nationalrat bekommen von uns einen Brief, in welchem jede und jeder einzelne um ein Versprechen gebeten wird, das unsere Republik und ihre Grundrechte schützen soll.

Interessant, hier nachzulesen, wer darauf schon geantwortet hat und wer nicht. Und auch, wer sein/ihr „Unterstützung „Versprechen“ wieder zurück zieht. Manche verstehen unsere Initiative als „Ausgrenzung“ und daher undemokratisch. Ich hingegen finde: wir brauchen eine Regierung, die den gesellschaftlichen Dialog auf Basis gesicherter Fakten in allen Bereichen fördert, nicht spaltet. 

Ganz eigenartig unruhig macht mich wie viele andere auch die aktuelle Hochwasserkatastrophe. Wir sind – auch wenn die Donau weniger als 500 Meter entfernt vorbeifließt – hier save. Aber einige Freund*innen sind mehr oder weniger stark betroffen. Und was steht uns da noch bevor – in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Und wer setzt sich wie dafür ein, dass es nicht noch viel schlimmer wird? Das heutige Wachstum-im-Wandel-Frühstück fiel buchstäblich ins Wasser, weil unser Referent mangels ÖBB-Verbindung nicht anreisen konnte. Und auch den morgigen Stamm*Tisch müssen wir ausfallen lassen.

Was mich auch unruhig macht, ist die Beobachtung, dass so viele Initiativen jede für sich oft zu wenig Kraft aufbringen, um sichtlich wirksam zu werden – das gilt jedenfalls auch für meine eigenen und die in meinem engeren Umwelt. Schön, soviele Initiativen zu sehen, aber beunruhigend, wie stark die Gegenkräfte aktuell sind. Übrigens: am Freitag ist wieder Klimastreik!

Ich komm da terminlich leider ein wenig ins Schleudern. Natürlich ist die Demo ein Pflichttermin und ich freu‘ mich schon drauf, viele alte und neue Freund*innen mit ihren Initiativen zu sehen. Diesmal gibt’s sogar einen Wohnprojekte-Block, an dem sich auch einige von WaLeWi beteiligen werden.

Am Abend beginnt aber schon unser WaLeWi-Gemeinschaftswochenende, wohin ich nicht mit dem Auto (mit)fahren möchte sondern mit Bahn und Rad. Etwas hektisch das Ganze – aber möglich, beides unter einen Hut zu bringen. Ich will halt auch in der Pension (bzw. auf dem Weg dahin) recht viel, was sich eben nur mit etwas Un-Ruhe im Leben ausgeht. Ich freu mich drauf!

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